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IGeL-Monitor bewertet Lasertherapie bei Nagelpilz mit „unklar“

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors hat untersucht, ob eine Lasertherapie Nagelpilz vollständig beseitigen und so das Wachstum gesunder Nägel ermöglichen kann. Der IGeL-Monitor bewertet diese Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) mit „unklar“. In der insgesamt recht dünnen Studienlage fanden sich weder Hinweise für einen Nutzen, noch für einen Schaden.

Untersuchungen über den Zeitraum von einem Jahr haben gezeigt, dass es keinen Unterschied macht, ob Patientinnen und Patienten mit Nagelpilz eine Lasertherapie, eine Scheintherapie oder gar keine Behandlung erhalten. Somit gibt es keine Hinweise für einen Nutzen oder Schaden der Lasertherapie bei Nagelpilz – die Bewertung des IGeL-Monitors lautet daher „unklar“.

Spärliche Studienlage

Der Bewertung liegt eine systematische Suche nach wissenschaftlichen Übersichtsarbeiten und ergänzenden Einzelstudien zugrunde, in denen die Vorteile und möglichen Schäden der Lasertherapie bei Nagelpilz im Vergleich zu keiner Behandlung, einer Scheinbehandlung oder einer Standardtherapie untersucht wurden. Auf Basis dieser Recherchen wurden für die Bewertung eine systematische Übersichtsarbeit zu drei Studien und eine zusätzliche Einzelstudie berücksichtigt. Die Übersichtsarbeit und auch die Einzelstudie waren von guter methodischer Qualität, allerdings waren insgesamt nur etwa 160 Patientinnen und Patienten in die Studien eingeschlossen. Sowohl die Übersichtsarbeit als auch die Einzelstudie verglichen die Lasertherapie mit einer Scheinbehandlung oder keiner Behandlung. Bei den in den Studien eingesetzten Laser-Systemen handelte es sich ausschließlich um sogenannte Neodym-dotierte Yttrium-Aluminium-Granat-Laser (1064-Nd:YAG-Laser).

Es wurden keine Studien gefunden, die die Lasertherapie mit einer Standardbehandlung verglichen haben. Zur Wirksamkeit einer Kombination von Lasertherapie mit Cremes, Lacken oder Medikamenten gegen Nagelpilz wurden ebenfalls keine Studien gefunden. Insgesamt ist die Datenbasis zum Nutzen und Schaden der Lasertherapie bei Nagelpilz recht dünn.

Nagelpilz nicht ignorieren

Nagelpilz heilt meist nicht von selbst. Weil er weitere Infektionen begünstigen kann, sollte er behandelt werden. Es gibt spezielle Nagellacke oder -cremes gegen Nagelpilz, die rezeptfrei erhältlich sind und selbst gezahlt werden müssen. Gegen stärkere Pilzinfektionen gibt es Tabletten. Die Kosten für Tabletten werden von den Krankenkassen übernommen. Daneben bieten hautärztliche Praxen verschiedene Lasertherapien gegen Nagelpilz an. Bei dieser Methode wird der Nagel mit dem Laser erhitzt, um die Pilze abzutöten. Für die Behandlung kommen verschiedene Lasersysteme zum Einsatz, darunter Nd:YAG-Laser, Diodenlaser oder Infrarotlaser. Vor der Lasertherapie werden oft Verdickungen des Nagels abgeschliffen oder abgefräst, damit der Laser besser wirken kann. Die verfügbaren Daten beziehen sich ausschließlich auf den Nd:YAG-Laser. Für die anderen Lasersysteme lagen keine Daten vor. 

Kosten der Lasertherapie bei Nagelpilz 

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Lasertherapie bei Nagelpilz nicht. Sie ist eine von den Versicherten selbst zu zahlende IGeL-Leistung. Meist werden mehrere Laser-Behandlungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt, etwa drei bis sechs Anwendungen alle sechs bis acht Wochen. Drei Sitzungen kosten insgesamt etwa 320 Euro.

Zur Bewertung der IGeL „Lasertherapie bei Nagelpilz“ im IGeL-Monitor. 

Hintergrund

Nagelpilz (Onychomykose) ist eine hartnäckige Pilzinfektion der Finger- oder Fußnägel. Gesunde Nägel bekommen normalerweise keinen Nagelpilz. Anfällig sind Nägel vor allem, wenn sie geschwächt sind, etwa wegen Verletzungen. Typische Anzeichen für Nagelpilz sind gelblich-braune Verfärbungen, Verdickungen, Risse und Brüchigkeit. Die Nägel können sich außerdem verformen, vom Nagelbett lösen und auch Schmerzen verursachen. Besonders häufig ist der große Zeh betroffen. Nagelpilz ist keine Seltenheit: In Deutschland sind schätzungsweise bis zu zwölf von hundert Personen betroffen, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Gesundheitsinformationen und Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen in der ärztlichen Praxis. 61 wissenschaftliche Bewertungen sind aktuell auf der Webseite abrufbar:

  • positiv 0
  • tendenziell positiv 3
  • unklar 27
  • tendenziell negativ 25
  • negativ 6

Zu weiteren sieben IGeL gibt es auf der Webseite eine ausführliche Information ohne eine Bewertung. Weitere zwei vom IGeL-Monitor bewertete Leistungen wurden zwischenzeitlich in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen.

Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben, der von den 15 Medizinischen Diensten in den Ländern getragen wird. Der Medizinische Dienst Bund koordiniert und fördert die fachliche Arbeit der Medizinischen Dienste und erlässt Richtlinien, um die Begutachtung und Beratung nach bundesweit einheitlichen Kriterien sicherzustellen.

Pressekontakt

Anne Rummer
Freie Journalistin
Redakteurin IGeL-Monitor
Mobil: 0176 84703576
E-Mail: presse(at)igel-monitor.de