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Sozialmedizinische Fachtagung des Medizinischen Dienstes Sachsen

KI-basierte Systeme finden sich in immer mehr medizinischen Einsatzbereichen und eröffnen enorme Chancen für Leistungserbringer, Patientinnen und Patienten. Die damit einhergehenden Entwicklungen werfen ethische Fragen auf, die Björn Haferkamp in seinem Eröffnungsvortrag der diesjährigen Sozialmedizinischen Fachtagung präsentierte. Aspekte wie Wissen, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Verantwortung sind unverzichtbar für eine auf den Menschen bezogene Gestaltung guter KI, so der Lehrbeauftragter der Universität Bremen. Über 200 Ärztinnen, Ärzte sowie Kolleginnen und Kollegen aus dem Auftragsmanagement, Kodierfachkräfte und Gäste nahmen an der internen Weiterbildung Anfang November in der Sächsischen Landesärztekammer teil.

Dr. Ulf Sengebusch und Dr. Sabine Antonioli vom Medizinischen Dienst Sachsen betonten in ihren Grußworten, dass die vergangenen Herausforderungen für die Fachbereiche Allgemeine Sozialmedizin und Stationäre Begutachtung durch die bisherige Flexibilität und Fachkompetenz der Mitarbeitenden erfolgreich bewältigt wurden. Insbesondere diese Eigenschaften sind für die zukünftigen Veränderungen wichtig: Gutachterinnen und Gutachter werden - anders als in der Vergangenheit - in Zukunft fachbereichsintern und fachbereichsübergreifend mehrere Produktarten bearbeiten, um gesetzliche Vorgaben wie Fristen zu erfüllen und Auftragsspitzen zu meistern. Bianca Sindzinski, Fachbereichsleiterin ASM Fachservice, der Teamleiter der Tourenplanung Teuvo Hänig und Johannes Gärtner, Pflegegutachter mit besonderen Aufgaben, fassten anschließend die innovativen Technologien zusammen, die die Begutachtung in den letzten Jahren im Medizinischen Dienst Sachsen vorangetrieben haben, wie zum Beispiel die Verwendung der MDE-App und die automatisierte Datenübernahme bei der Gutachtenerstellung.

Prof. Dr. med. Hanno Glimm stellte in seinem Vortrag die Zielstellung der modernen Medizin einer personalisierten, maßgeschneiderten onkologischen Therapie dar. Eine zielgerichtete Tumorbekämpfung wird u.a. durch ein genaues molekulares Profil der Tumorzellen unter Verwendung von Hochdurchsatz-Screeningmethoden ermöglicht. Mutationen oder Besonderheiten der Signalwege werden so erkannt, molekular-stratifizierte Behandlungsstrategien festgelegt. Mit dieser Vorgehensweise wandelt sich auch die Definition eines Tumors von einer historischen - vor allem histologisch begründeten Definition - hin zu einer mehr auf den molekularen Signalwegen des Tumors beruhenden molekularen und genetischen Beschreibung.

Daniela Leischke gab den Teilnehmenden in ihrem Seminar praxistaugliche Methoden an die Hand, um in schwierigen Telefonaten deeskalierend, gelassen und lösungsorientiert zu kommunizieren. Telefonische Gespräche sind im medizinischen Kontext oft herausfordernd, besonders, wenn Emotionen hochkochen. Mit einem Mix aus alltagsnahen Beispielen, psychologischem Hintergrundwissen und „interaktiven“ Elementen wurde anschaulich gezeigt, wie durch Haltung, Sprache und Struktur am Telefon Konflikte entschärft und Beziehungen gestärkt werden können.

Diese Referentinnen und Referenten waren bei der Fachtagung mit folgenden Themen dabei:

  • Björn Haferkamp M. A., Lehrbeauftragter, Universität Bremen, „Künstliche Intelligenz in der Medizin - Ethische Aspekte“,
  • Prof. Dr. med. Hanno Glimm, Geschäftsführender Direktor, Abteilungsleiter Translationale Medizinische Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ),Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden, „Personalisierte Onkologie – Fortschritt der gezielten medikamentösen Tumortherapie durch umfassende Tumorcharakterisierung“,
  • Prof. Dr. med. Stefan Dhein, Fachreferent Arzneimittel, Medizinischer Dienst Sachsen, „Pharmakotherapie der Adipositas“,
  • Dr. med. Robert Paleschke, Regionalgeschäftsleiter Medizin Süd, Medizinischer Dienst Sachsen-Anhalt, „Ambulantisierung von Krankenhausleistungen“, 
  • Dr. med. Jacob Wittenstein, FA für Anästhesiologie , Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, „IntelliLung – künstliche Intelligenz in der Intensivmedizin“, 
  • Diane Nagel, Bewusstseinstrainerin, Leipzig, „Achtsamkeit im Alltag – Kleine Übungen mit großer Wirkung“ und „Stress verstehen – Weg zu mehr Balance und Resilienz“,
  • Annett Müller, M.A. in Health Information Management, Vorsitzende des Fachverbandes für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin e.V., „Digitalisierung im Gesundheitswesen – KDL“, 
  • Prof. Dr. med. Daniel Behme, Fellow European Board of Neurointervention (FEBNI), Head of Department, Head of Research Group Neuro Clinic, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, „KI-Anwendungen in der radiologischen Diagnostik“, 
  • Dr. Claudia Döhner, Referentin Prävention/Rehabilitation, Medizinischer Dienst Berlin-Brandenburg, „Mutter-Vater-Kind-Vorsorgemaßnahmen – Muss ich als Gutachterin oder Gutachter alles befürworten?“, 
  • Jana Müller, Themenleiterin Partnerbefähigung, AOK PLUS, „Die ePA für alle – Über Grundlagen, die Nutzung und wie sie Gesundheitspartner, Patientinnen und Patienten unterstützt.“, 
  • Dr. Madlen Scheibe, Leiterin Forschungsbereich Digital Health Medizinische Fakultät der TU Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, „ImplementDiGA – Erforschung des Implementierungsprozesses von Digitalen Gesundheitsanwendungen und deren Wirkungen in der Regelversorgung“.